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Internationaler Lochkamera Tag

Updated: Apr 26, 2020

Heute ist internationaler Lochkamera Tag! Weil wir diesen Tag im 2020 nicht mit euch zusammen verbringen können, möchten wir euch etwas Inspiration für zu Hause in Form eines kleinen Crash-Kurses und in verschiedenen Beispiel-Kameras und -bilder servieren!


Crash Kurs: Lochkamera-Variante für Papier selber bauen


Das brauchts:

- möglichst lichtdichte Schachtel/Kiste/Box, aus Karton, Blech oder Holz. Eine optimale Grösse zum starten ist, wenn eine Seitenlänge um die 10-15 cm beträgt. Das ist eine gute Brennweite um einfach ein passendes Loch herzustellen.

- Schere, Leim, Lineal, Stifte, Klebeband

- dunkler Moosgummi (optional, aber sehr praktisch)

- Alu-Klebeband (optional, aber auch sehr praktisch)

- Dicke Alufolie: am besten eignet sich eine leere Aludose

- feines Schleifpapier (120er oder feiner)

- feine Nadel

- Dicker Filz oder Prickelmatte

- Lupe

- Schwarze Farbe (Sprühfarbe matt)


- Fotopapier (am besten ein günstiges RC Papier, z.b. von Kentmere)

- Fotoschalen

- Papierchemie


Kamera bauen

Kamera lichtdicht machen: Die gewählte Schachtel muss nun erstmals lichtdicht gemacht werden. Mit Moosgummi oder Alu-Klebeband etwaige Lichtlecks an den Ecken oder beim Deckel abdichten. Die Schachtel dann inwendig schwarz anmalen. Das beugt Lichtreflexionen bei den meisten sehr langen Belichtungszeiten vor.


Lochgrösse Berechnen: Jede Brennweite, d.h. die Distanz vom Papier zum Loch, definiert eine optimale Lochgrösse, bei welcher die Bildqualität am besten wird. Diesen Durchmesser berechnet man am einfachsten bei unseren KollegInnen von Zero Image, die haben einen einfachen Rechner hier:


Loch herstellen/stechen: Das Loch herzustellen ist die heikelste Aufgabe und braucht etwas Feingefühl und Geduld. Schneide ein ca. Briefmarken grosses Stück aus der Aludose (Achtung, die Kanten sind scharf! Mit dem Schleifpapier die Kanten etwas abrunden). Das Loch sollte möglichst rund und frei von Unregelmässigkeiten am Rand sein, also keine Alu-Stücken haben, welche in das Loch ragen. Dies erreicht man, indem man langsam vorgeht nach folgendem Muster:

1. Mit der Nadel die Alufolie ganz leicht punktieren (nur die Spitze der Nadel geht durch die Folie, und nur ganz wenig weit)

2. Mit dem Schleifpapier die Auskragung der Folie auf der entgegengesetzten Seite sorgfältig wegschleifen

3. Loch mit der Lupe und dem daneben gelegten Lineal auf Rundung und Grösse überprüfen

4. Von der entgegengesetzten Richtung mit der Nadel durch das Loch stechen, damit es ganz leicht grösser wird (hier wiederum, ganz ganz wenig Druck ausüben)


Schritte 2-4 solange wiederholen, bis das Loch die gewünschte Form und Grösse hat. Also immer stechen-schleifen-stechen-schleifen... Wird das Loch zu schnell zu gross, nochmals anfangen und viel weniger einstechen mit weniger Druck.


Kamera fertig montieren: In die Kamera ein leicht kleineres Loch wie das Stück Alufolie schneiden/bohren und das Loch reinkleben. Nun braucht es nur noch einen Verschluss, also etwas, womit ihr das Loch abdecken könnt. Dazu könnt ihr entweder ein einfaches Stückchen Karton darauf kleben oder eine verrückte technische Lösung mit Schieber, Magneten, Drahtauslöser, Raketentriebwerken oder was auch immer machen, seid kreativ!


Die Kamera ist nun einsatzfähig! Wir empfehlen, die Kamera mit normalem Fotopapier einzutesten, bevor ihr evtl. Planfilm oder Positivpapier einlegt. In der Dunkelkammer (oder im Wechselsack) das Papier auf der entgegengesetzten Seite des Lochs einkleben und es kann losgehen!


Belichtung

Jedes Loch besitzt auch einen entsprechenden Blendenwert, genau wie bei einer normalen Kamera. Nur sind diese Werte sehr viel grösser, als wir es gewohnt sind. Die Belichtungszeit abzuschätzen ist daher etwas schwierig, zumal das Papier mit der Empfindlichkeit von ISO 3 auch etwas gewohnheitsbedürftig ist. Dazu ein Beispiel:


Formel zur Berechnung der Blende: Brennweite / Lochgrösse

Beispiel: 150mm (Brennweite, Distanz von Papier zum Loch) / 0.5mm (ca. optimale Lochgrösse) = f 300 --> Die Blende ist also f 300.

Diese Angabe kann nun in einen Belichtungsmesser eingegeben werden um die exakte Belichtungszeit zu messen. Viele Belichtungsmesser gehen aber nicht so hoch mit Blendenwerten oder so tief wie ISO 3. Daher empfehlen wir, den Calculator von Harman zu basteln, der macht das Leben viel einfacher:



Entwicklung

Das belichtete Fotopapier kann nun in ganz normaler Papierchemie entwickelt werden. Wenn normales Fotopapier verwendet wird, erhält man erstmals ein negatives Bild (siehe Gallerie unten vom letzten Pinhole Day). Indem man das negative Papier in der Dunkelkammer im Rotlicht auf ein frisches Papier legt (am besten noch nass, dann haftet es ziemlich plan) und mit einer Lichtquelle (Vergrösserungsgerät oder sogar mit einem Natellicht) eine bestimmte Zeit bescheint, kann man das Papiernegativ so zu einem Positiv umkopieren. Wie lange es beschienen werden muss, kann von Bild zu Bild variieren und muss erst mit einer etappenweisen Belichtung (Teststreifen) getestet werden.


Papiervarianten:

Wer die Belichtung in den Griff bekommen hat, kann auch anstelle des normalen Fotopapiers Positivpapier einlegen. Dann fällt der Schritt mit dem Umkopieren weg, man kann aber dann auch nicht mehr korrigieren, wenn die Belichtung zu hell oder dunkel geworden ist.


Trouble-Shooting

- Papier ist ganz weiss. Problem: Das Papier bekam KEIN Licht. Gründe: das Loch ist zu klein, die Belichtungszeit zu kurz oder das Loch ist verstopft. Verschluss aufmachen und checken, ob man durch das Loch sieht und auch Lochgrösse und Belichtungszeit überprüfen.

- Das Papier ist ganz schwarz. Problem: Das Papier hat ZUVIEL Licht bekommen. Gründe: Loch zu gross, Belichtungszeit zu lang, die Kamera ist undicht. Um zu testen, ob die Kamera dicht ist, diese mit einem Papier laden, aber kein Bild machen, nur die Kamera etwas im Licht stehen lassen. Das Papier sollte nach der Entwicklung weiss bleiben. Falls es schwarze Teile hat, ist die Kamera da undicht.

- Die Bilder sind unkenntlich, unregelmässig ausgeleuchtet, extrem unscharf (schlecht). Gründe: Das Loch ist evtl. in der Form nicht schön rund oder es ragt etwas ins Loch. Zudem kann es sein, dass zu grosse Löcher zu viel unschärferen, schlechteren Bilder führen.


Tolle Links zum Thema


Kameras zum kaufen:


Inspiration vom ars-imago Team


Impressionen vom letztjährigen Lochkamera Tag



Handgemachte Holzkamera Vist 8x10 mit Harman Positivpapier, Entwickelt on location


Lerouge 612 (120er Film)


Harman Titan 4x5 (Planfilm Bergger Pancro)


ars-imago Filmdose selber gebaut (mit verschiedenstem Papier bestückt)

... Mit Stoffband-Schiebe-Verschluss:


Ondu 5x7 (leider vergriffen) mit Harman Positivpapier


Diverses




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